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► Inhaltsverzeichnis Kapitel (ausklappbar)
  1. Gesundheit
  2. Öffentliche Gesundheit
  3. Gesundheitswesen (synonym: Gesundheitssystem)
  4. Öffentliches Gesundheitswesen (Synonym: Öffentliches Gesundheitssystem)
  5. Öffentlicher Gesundheitsdienst
  6. Gesundheitsamt
  7. Gesundheitsschutz
  8. Bevölkerungsgesundheit, Volksgesundheit
  9. Bevölkerungsmedizin
  10. Sozialmedizin (auch Soziale Medizin)
  11. Sozialhygiene
  12. Gesundheitswissenschaften
  13. Public Health – und die Verwendung des Begriffs in Deutschland
    1. Old & New Public Health
  14. “Öffentliche Gesundheit” als Gemeingut
  15. Globale Gesundheit (engl. global health)
  16. Planetare Gesundheit (Planetary Health)

In Deutschland werden die Begriffe Öffentliche Gesundheit (engl. Public Health), Bevölkerungsgesundheit, Bevölkerungsmedizin oder Sozialmedizin oft synonym verwendet. Allerdings beinhalten diese zum Teil inhaltliche Differenzierungen und werden unterschiedlich interpretiert. Dies ist einerseits durch die besondere Geschichte Deutschlands, andererseits durch die Verwendung, Bedeutung oder Übersetzung der Begriffe in die deutsche Sprache bedingt.

Um die mit verschiedenen Bedeutungen verbundenen Begriffe für die praktische alltägliche Arbeit im ÖGD verständlich zu machen, werden diese im Folgenden beschrieben und interpretiert.

Gesundheit

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert Gesundheit in ihrer Verfassung von 1946 als

“ein Zustand des vollkommenen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht allein das Fehlen von Krankheit oder Gebrechen.” (Health is a state of complete physical, mental and social well-being and not merely the absence of disease or infirmity). (International Health Conference. 1946)

Oft wird die hier beschriebene Gesundheit mit Wohlbefinden (engl. well-being) gleichgesetzt. Bevor sich diese Definition durchsetzte, war ein Mensch im Allgemeinen als gesund erachtet worden, wenn diesem äußerlich nichts fehlte.

Öffentliche Gesundheit

Unter Öffentlicher Gesundheit wird die Gesundheit aller Menschen in einem Zeitraum und in einem festgelegten geographischen Raum verstanden, unabhängig von Faktoren wie Staatsbürgerschaft oder Nationalität, . Dabei handelt es sich um die Bestandsaufnahme eines Zustands. Theoretischer Wissenschaft, wie auch gesundheitspolitischen und praktischen Maßnahmen, wird damit eine zuverlässige Datengrundlage zur Verfügung gestellt.

Gesundheitswesen (synonym: Gesundheitssystem)

Hierbei handelt es sich um einen übergeordneten Begriff für alle staatlichen, kommunalen und privaten Einrichtungen, Organisationen oder natürlichen Personen, die sich im Sinne der Gesundheit der Menschen einsetzen und sich mit der Aufrechterhaltung der Gesundheit der Bevölkerung sowie der Prophylaxe, Diagnose und Therapie von Erkrankungen beschäftigen.

An der Gestaltung und Funktion des Gesundheitswesens sind beteiligt:

  • der Staat mit seiner Gesetzgebung und seinen öffentlichen Körperschaften

  • die Leistungsempfänger (Patientinnen und Patienten)

  • die Leistungserbringer (z.B. Ärzte/innen, Apotheker/innen, Therapeuten/innen und Pflegepersonal u.a.)

  • die Leistungsfinanzierer (Kranken-, Pflege- oder Rentenversicherungen)

  • Interessenverbände und Interessenvertretungen.

Öffentliches Gesundheitswesen (Synonym: Öffentliches Gesundheitssystem)

Das Öffentliche Gesundheitswesen umfasst alle Bereiche und Einrichtungen sowie das planmäßige Handeln der Akteure des Gesundheitswesens, bzw. -systems, die der öffentlichen Hand zuzurechnen sind und der Gesundheit dienen. Insbesondere dazu gezählt werden Krankenhäuser, Sozialversicherungsträger, der ÖGD und der Sanitätsdienst der Bundeswehr.

Das Facharztgebiet Öffentliches Gesundheitswesen umfasst die Beobachtung, Begutachtung und Wahrung der gesundheitlichen Belange der Bevölkerung und der öffentlichen Hygiene, die Gesundheitsaufsicht sowie die Verhütung und Bekämpfung von Krankheiten und die Beratung der Träger öffentlicher Aufgaben in gesundheitlichen Fragen, einschließlich Planungs- und Gestaltungsaufgaben zur Gesundheitsförderung, Prävention und gesundheitlicher Versorgung.

Öffentlicher Gesundheitsdienst

Der ÖGD ist die Organisation von Dienststellen auf der Ebene von Bund, Ländern, Kreisen und Gemeinden, die dem Schutz, der Aufrechterhaltung und der Förderung der Gesundheit der Gemeinschaft und des Einzelnen dienen. Die gesetzlichen Grundlagen, nach denen der ÖGD tätig wird, sind zum Teil bundeseinheitlich geregelt, z.B. das Infektionsschutzgesetz und die Trinkwasserverordnung. Einzelne Aufgabengebiete werden durch länderspezifische Gesetze und Verordnungen unterschiedlich gewichtet.

Der ÖGD ist die Basis des Gesundheitswesens und stärkt dieses, indem er vorrangig bevölkerungsmedizinisch die gesundheitlichen Vorsorge und Versorgung der Bevölkerung leistet, auf dem die ambulanten und stationären individualmedizinischen Krankenversorgung aufbaut. Der ÖGD schützt die Bevölkerung vor Gesundheitsgefahren, beugt der Entwicklung von Krankheiten vor und fördert die Gesundheit. Er wird verkörpert durch staatliche Einrichtungen des Bundes, des Landes und der Kommunen und agiert immer auf gesetzlichen Grundlagen. Die Aufgabenerfüllung obliegt zu wesentlichen Teilen den kommunalen Gesundheitsämtern als untere Gesundheitsbehörden.

Das Nachwuchsnetzwerk Öffentliche Gesundheit (NÖG), das sich als Plattform für nachhaltigen Austausch und Vernetzung zwischen Studierenden und Nachwuchskräften mit diversen Hintergründen versteht und sich für Themen und Aspekte der Öffentlichen Gesundheit interessieren, zählt zum ÖGD:

“… alle Einrichtungen des öffentlichen Dienstes, die auf kommunaler, Landes- und Bundesebene schwerpunktmäßig mit Fragen öffentlicher Gesundheit befasst sind.” (Akçay et al. 2018).

Gesundheitsamt

Das Gesundheitsamt ist die untere Gesundheitsbehörde in der öffentlichen Verwaltung, die als lokaler Teil des ÖGD in der Kommune entsprechende Aufgaben übernimmt.

Neben dem Begriff „Gesundheitsamt“ sind auch andere Bezeichnungen wie „Fachdienst Gesundheit“, „Gesundheitsabteilung“ oder auch „Sachgebiet Gesundheitswesen“ üblich.

In den Gesundheitsdienstgesetzen der Länder, die die rechtliche Grundlage für die Aufgaben und Tätigkeit des ÖGD darstellen, wird zum Teil von “unterer Gesundheitsbehörde” gesprochen, zumeist wird jedoch der Begriff “Gesundheitsamt” verwendet. Im Folgenden wird in diesem Lehrbuch durchgängig die Bezeichnung Gesundheitsamt benutzt.

Gesundheitsschutz

Gesundheitsschutz ist die Abwehr von erwartbaren unmittelbaren Gefährdungen der Gesundheit. Üblicherweise werden dazu der Infektionsschutz, der gesundheitliche Katastrophenschutz, der umweltbezogene Gesundheitsschutz und der Lebensmittel- sowie Trinkwasserschutz gezählt.

Bevölkerungsgesundheit, Volksgesundheit

Die Begriffe Bevölkerungs- oder Volksgesundheit sind auf Grund der deutschen Geschichte zum Teil noch negativ besetzt. Aber auch die inhaltliche Zuordnung ist schwierig, da die Begriffe die Zielgruppen des ÖGD nicht vollständig abbilden. Bevölkerung meint üblicherweise den Anteil der Menschen, die in einer bestimmten geografischen Region zu einem bestimmten Zeitpunkt wohnen.

Der ÖGD ist jedoch mit allen Menschen befasst, die sich zu einer bestimmten Zeit in einer bestimmten Region aufhalten (vgl. Öffentliche Gesundheit).

In der epidemiologischen Forschung wird üblicherweise mit wissenschaftlichen Methoden auf die Bevölkerung Bezug genommen.

Bevölkerungsmedizin

Bevölkerungsmedizin (oder Populationsmedizin, engl. population medicine, Gemeindemedizin, enlgcommunity medicine) ist die Wissenschaft des gesunden und kranken menschlichen Organismus, von den Krankheiten der Bevölkerung und deren Verhütung und Heilung.

Ziel der Bevölkerungsmedizin ist die Verbesserung der Gesundheit der Gesamtbevölkerung. Dieses soll durch einen multisektoralen Ansatz zur Bewältigung von Gesundheitsproblemen und zur Verringerung von Ungleichheiten erzielt werden. Sie umfasst Aspekte der kurativen Medizin, des Gesundheitsschutzes und der Primärprävention, basiert auf medizinischen und gesundheitswissenschaftlichen Qualifikationen und ist ohne kommerzielle Interessen gemeinwohlorientiert. Dabei liegt der Fokus verstärkt auf dem Wohlergehen einer Gesellschaft bei gleichzeitiger Wahrung der Rechte und Integrität von Individuen.

(Zum Begriff “Bevölkerung” siehe Kommentar zu Bevölkerungsgesundheit.)

Sozialmedizin (auch Soziale Medizin)

Bezeichnet die Forschung, Lehre und Praxis zu den Wechselwirkungen von Gesundheit, Krankheit, Individuum und Gesellschaft unter besonderer Berücksichtigung von sozialen Determinanten und Folgen sowie der Gesundheits- und Sozialversicherungssysteme. (“Deutsche Gesellschaft Für Sozialmedizin Und Prävention e.V. - Leitbild” 2006)

Sozialhygiene

Hierbei handelt es sich um einen vor allem historischen Begriff, der die Forschung, Lehre und Praxis der Erhaltung, Förderung und Wiederherstellung der Gesundheit der Menschen als Mitglieder der Gesellschaft umfasst (Winter 1967).

Die Sozialhygiene war als eigene Fachdisziplin in der zweiten Hälfte des

  1. Jahrhunderts aus der Verbindung von medizinisch-naturwissenschaftlichen und gesellschaftswissenschaftlichen Erkenntnissen hervorgegangen. Sie dominierte damals das Gebiet öffentlicher Gesundheitsbelange weltweit. (Heinzelmann 2009)

In der Deutschen Demokratischen Republik wurde Sozialhygiene als übergeordneter Begriff für die Aufgaben des Staates für die Bevölkerungsgesundheit verwendet.

Gesundheitswissenschaften

Als Gesundheitswissenschaften wird u.a. das

“Ensemble von wissenschaftlichen Einzeldisziplinen verstanden, die auf einen gemeinsamen Gegenstandsbereich gerichtet sind, nämlich die Analyse von Determinanten und Verläufen von Gesundheits- und Krankheitsprozessen und die Ableitung von bedarfsgerechten Versorgungsstrukturen und deren systematische Evaluation unter Effizienzgesichtspunkten”.

Danach liegt im Zentrum des Erkenntnisinteresses der Gesundheitswissenschaften die Verbesserung der Gesundheit der Bevölkerung durch Krankheitsverhütung und Gesundheitsförderung. (Razum and Hurrelmann 2016)

Zu den wissenschaftlichen Fachdisziplinen, die sich unter Verwendung von natur- und/oder gesellschaftswissenschaftlichen Methoden mit der Beschreibung, Analyse und Verbesserung der öffentlichen Gesundheit im Sinne der Gesundheitswissenschaften auseinandersetzen, werden unter anderem die Gesundheitsökonomie, die Epidemiologie und die Versorgungsforschung gezählt.

Public Health – und die Verwendung des Begriffs in Deutschland

Im anglo-amerikanischen Sprachgebrauch wird der Begriff “Public Health” als Fachgebiet meist wie folgt definiert:

Öffentliche Gesundheit ist die Kunst und Wissenschaft, Krankheiten vorzubeugen, die Gesundheit zu fördern und das Leben durch organisierte Anstrengungen der Gesellschaft zu verlängern” (Public health is the art and science of preventing disease, promoting health, and prolonging life through organized efforts of society.) (Acheson 1988)

In Deutschland wird der in den 1980er-Jahren aus dem Englischen eingeführte Begriff “Public Health” von unterschiedlichen Akteuren im Gesundheitswesen, und darüber hinaus, oftmals uneinheitlich benutzt und verstanden.

Old & New Public Health

Der Begriff Public Health wird in Diskussionen zur Begriffsbestimmung weiterhin - teilweise polemisch - in eine sogenannte “Old” Public Health und “New” Public Health unterteilt.

<span class="figure-cat-figure">Abbildung</span><span data-caption=""Old" vs "New" Public Health">"Old" vs "New" Public Health</span>

aus (Razum and Hurrelmann 2016)

Aus der Diskussion zur Verwendung des Anglizismus “Public Health” in Deutschland resultierten jahrzehntelang und zum Teil auch aktuell noch fortbestehende Grabenkämpfe der Expertinnen und Experten zum Verständnis und dem Verhältnis von Public Health, Gesundheitswissenschaften, Bevölkerungsgesundheit, Öffentliche Gesundheit, ÖGD, Öffentliches Gesundheitswesen und in den letzten Jahren zunehmend auch zum Thema Global Health.

Heute verwenden vor allem akademische Einrichtungen in Deutschland die Bezeichnung „Public Health“ in Lehre und Forschung. Dass der Begriff von diesen bis heute nicht ins Deutsche übertragen wurde, zeigt, dass akademische Einrichtungen ihr Selbstverständnis eher in der Nähe anglo-amerikanischer “Schools of Public Health”-Vorbildern verorten und nicht im Bezug zu existierenden Einrichtungen des ÖGD. Maschewsky-Schneider hat 2005 aus ihrer Perspektive die Entwicklungen seit den 1980er-Jahren in Deutschland wie folgt beschrieben:

“Orientiert an Lehr- und Forschungskonzepten der amerikanischen und englischen Schools of Public Health wurde der Begriff „Public Health“ aus dem Englischen übernommen; eine Einigung unter den Wissenschaftlern auf ein deutsches Pendant zu diesem Begriff konnte nicht gefunden werden. Die direkte Übersetzung „Öffentliche Gesundheit“ hätte das Fach zu sehr in Richtung öffentlicher Gesundheitsdienst (ÖGD) gerückt. Von diesem wollte man sich jedoch gerade absetzen.” (Maschewsky-Schneider 2005)

“Öffentliche Gesundheit” als Gemeingut

Die Auslegung des Begriffes “öffentlich” (engl. public) in “Öffentliche Gesundheit“ (engl. public health) vor allem als die Gesundheit einer Bevölkerung (engl. population) vernachlässigt, dass der Ursprung des Begriffes “ publicus” auch als “öffentlich” oder “dem Volk gehörig” übersetzt werden kann. In der Tat stellt Gesundheit und gesundheitliche Versorgung aller Menschen einer Bevölkerung, genau wie soziale Lebensgrundlagen, öffentlicher Nahverkehr oder das Recht auf Bildung eine öffentliche Angelegenheit (res publica), ein Gemeingut im klassischen Sinne dar. Gemeingüter sind dadurch charakterisiert, dass sie gemeinsam genutzt werden, bei Missbrauch mit Sanktionen belegt sind und sie staatlich reguliert und überwacht sind.

Aus diesem Grund sind auch in Deutschland Berufe und Institutionen mit Auswirkungen auf das Gemeingut Gesundheit und die gesundheitliche Versorgung der Menschen in einer Gesellschaft sowie Aufgaben und Einrichtungen im Bereich der Öffentlichen Gesundheit gesetzlich geregelt. So wird das öffentliche Interesse der Gesellschaft an Gesundheit vertreten.

In Deutschland gehören daher insbesondere die kommunalen Gesundheitsämter und Behörden auf Landes- oder Bundesebene zu den Diensten, die Gesundheit im öffentlichen Interesse gewährleisten.

Auch wenn verschiedene, oftmals historische, Gründe zu starken Auseinandersetzungen und Differenzen zwischen den theoretischen und praktischen Bereichen in der Öffentlichen Gesundheit geführt haben, ist es angesichts der aktuellen Herausforderung für die Öffentliche Gesundheit dringend erforderlich, weitere Schritte auf dem Weg zu einem gemeinsamen Einsatz für Gesundheitsschutz, Krankheitsvermeidung und Gesundheitsförderung der Bevölkerung auf lokaler, regionaler, nationaler und globaler Ebene zu gehen. (Kurth 2005)

Herausforderungen für die Gesundheit auf Bevölkerungsebene wie bspw. Epidemien mit globalem Bedrohungspotential, die steigende Krankheitslast durch nichtübertragbare Erkrankungen (NCDs) inklusive mentaler Gesundheit, vernachlässigte Gesundheitsprobleme wie Unfälle und Verletzungen und planetare Transformationen wie der Klimawandel, fragen nicht nach Zuständigkeitsabgrenzungen und tradierten Kompetenzbereichen. Daher wird zunehmend gefordert, unterschiedliche Ansätze und Interpretationen zu überwinden, die einzelne Fachbereiche ausschließen oder einzelne Disziplinen dominieren lassen. (von Philipsborn et al. 2018; Hommes et al. 2016)

Im ÖGD sind bereits adäquate Anerkennung und Würdigung gegenseitiger Fachkompetenz und eine gelebte Interdisziplinarität notwendiger integraler Bestandteil der alltäglichen praktischen Arbeit. Das spiegelt sich in der breiten, inter- und multidisziplinären Arbeit und Zusammenarbeit innerhalb der Einrichtungen des ÖGD wider.

Weitere Schritte in Richtung einer verstärkten interdisziplinären Zusammenarbeit und Vernetzung wurden insbesondere im Rahmen des Zukunftsforums Public Health und durch das Nachwuchsnetzwerk Öffentliche Gesundheit gemacht.

Auch weisen bereits viele praktische Arbeitsgebiete des ÖGD, wie etwa die medizinische Versorgung von Geflüchteten, die Förderung der mentalen Gesundheit und die Prävention antimikrobieller Resistenzen, heute in Zeiten einer zunehmend globalisierten Welt untrennbar wichtige Aspekte von Öffentlicher Gesundheit mit den Aspekten globaler Gesundheit auf. Diese sind oft bereits seit langem in die Arbeit des ÖGD integriert, auch wenn sie möglicherweise nicht immer als Aspekte globaler Gesundheit wahrgenommen werden. 2017 wurde auf der Jahrestagung des Bundesverbands der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (BVÖGD) das Thema “Global Health” als eine mögliche Zukunftsperspektive im Rahmen der Diskussion zum Leitbild des ÖGD diskutiert. (Hommes et al. 2016; “Gesundheit Für Alle - Programm Des Wissenschaftlichen Kongress Des BVÖGD” 2017)

Globale Gesundheit (engl. global health)

Globale Gesundheit wird als interdisziplinäres Gebiet beschrieben, das alle Themen umfasst, die Gesundheit von Menschen auf Bevölkerungsebene betreffen, einer globalen Zusammenarbeit bedürfen und bei denen gesundheitliche Chancengleichheit und soziale Gerechtigkeit eine große Rolle spielen. (Koplan et al. 2009)

Themen und Herausforderungen globaler Gesundheit sind auf globaler, nationaler, regionaler und lokaler Ebene relevant für die Gesundheit auf bevölkerungs- und individualmedizinischer Ebene. Dabei beschränkt sich globale Gesundheit weder auf sozial- noch biomedizinische Aspekte, sondern integriert diese in einem interdisziplinären Ansatz.

Planetare Gesundheit (Planetary Health)

“Planetary Health befasst sich mit den Zusammenhängen zwischen der menschlichen Gesundheit und den politischen, ökonomischen und sozialen Systemen, sowie den natürlichen Systemen unseres Planeten, von denen die Existenz der menschlichen Zivilisation abhängt.” (Whitmee et al. 2015)

Viele Themen der öffentlichen Gesundheit in Deutschland stehen im Zusammenhang mit der planetaren Gesundheit. Dabei geht es um wechselseitige Verbindungen: So trägt etwa Kohleförderung auf nationaler Ebene zum Klimawandel bei, Hitzewellen und Luftverschmutzung zwingen wiederum zu einer lokalen Anpassung urbaner Infrastruktur auf lokaler Ebene.

In vielen Handlungsbereichen kann der ÖGD Einfluss auf die Förderung der planetaren Gesundheit nehmen (z.B. klimafreundliche Mobilitätsförderung) und muss auf der anderen Seite Wege finden, die Folgen des Klimawandels für die Öffentliche Gesundheit abzumildern (z.B. Hitzeschutzpläne).